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Bärenambulanz auf dem Weg nach Arosa

Eine eindrückliche Reise

Was bedeutet es, zwei Bären über drei Landesgrenzen zu transportieren? Tierpflegerin Angie berichtet über die Reise von Sam und Jamila.

25.5.2022

Montag, 16. Mai 2022:

Nach 1'200 Flugkilometern von Basel erwartete uns Skopje mit Sonnenschein und 34 Grad. Als erste Hürde stand die Einreisekontrolle bevor. Über die Antwort auf die Frage des Polizisten was wir in Nordmazedonien machten, wurden Patricia und ich unglaubwürdig angestarrt.

Angekommen in unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage, stärkten wir uns mit einem leckerem Abendessen in einem landestypischen Restaurant und liessen unsere Gedanken über die bevorstehenden Tage schweifen. Die Vorfreude auf Jamila und Sam wächst. Was uns wohl alles erwartet?

Bär Sam im Zoo Skopje

Bär Sam in seiner Betonanlage im Zoo Skopje

Dienstag, 17. Mai 2022:

Nach ein bisschen Sightseeing in Skopje, ging es um 13:30 Uhr in den Zoo, um die ersten Vorbereitungen zu treffen. Das Ziel war es, am Dienstagabend die Bären in die Transportboxen und danach in den Bärenambulanz-Transporter zu verladen, um am nächsten Tag direkt am frühen Morgen starten zu können. Wir bekamen einen eindrücklichen Einblick in die Aussengehege, wo Jamila und Sam ihre vergangenen 18 Jahre verbrachten. Die Gehege sind klein und eher karg, es gibt aber etwas Vegetation, Versteckmöglichkeiten und ein kleines Wasserloch das aber undicht ist. Die Bärengeschwister wurden getrennt voneinander in den Aussengehegen gehalten.

Leider bekamen wir etwas später die Nachricht, dass sich die VIER PFOTEN-Tierärztin verspätet, die über Prishtina auf dem Landweg nach Skopje einreiste. Ein plötzlicher Erdrutsch versperrte ihr den Weg und sie musste vom Skopje-Zoo-Team, welches von der anderen Seite der Strasse kam, abgeholt werden. Somit ging das Bangen los, ob wir noch alles rechtzeitig bis zum Abend schafften.

Wir nutzten die Wartezeit, um uns mit dem Zoodirektor Kristijan Stamenov auszutauschen. Ein Umbau der Bärenanlage ist geplant. Es soll vergrössert, mehrere Badegelegenheiten geschaffen und Klettermöglichkeiten umgesetzt werden. Ausserdem war Kristijan begeistert vom Abenteuerweg im Arosa Bärenland, welchen er in ähnlicher Art gern auch in Skopje umsetzen würde. Als Abschiedsgeschenk übergaben wir ihm zwei Arosa Bärenland Plüschbären, als Erinnerung an Sam und Jamila. Er war sehr erfreut darüber und plant im kommenden Sommer Arosa und das Bärenland zu besuchen.

Zoodirektor Kristijan Stamenov

Angie und Patricia mit dem Zoodirektor Kristijan Stamenov 

Jamila wurde währenddessen schon in der Innenanlage abgetrennt. Das Männchen Sam wurde, sobald die Tierärztin im Zoo eintraf, in die Innenanlage gelockt und um 18:00 Uhr erfolgreich zuerst in Narkose versetzt. Die Innenanlage ist sehr beengt, bunkerartig und dunkel. Dies erschwerte natürlich die Bedingungen. Als alle tierärztlichen Massnahmen durchgeführt waren, konnte der 180 kg schwere Sam mit Manneskraft aus dem Bärenhaus in die Bärentransportbox getragen werden.

Innenanlage im Zoo Skopje

Die enge Innenanlage machte das Arbeiten schwierig

Kurz darauf folgte die Narkose des Weibchens im Stall, welche auch ohne Probleme verlief. Auch Jamila wurde in ihre Box manövriert und kurz darauf in den Transporter mit Sam verladen, alles unter ständiger tierärztlicher Aufsicht. Unsere neue Bärenland-Mitarbeiterin Patricia Köhler, die lange Zeit als Amtstierärztin arbeitete, war dabei eine wertvolle Unterstützung.

Ein Gegenmittel wurde gegeben, um die Narkose schneller aufzuheben. Die Bären müssen bei vollem Bewusstsein sein, wenn sie transportiert werden. Um 21:30 Uhr war es dann geschafft und die Türen der Bärenambulanz konnten geschlossen werden.

Der Verlad der Bärentransportbox

Mit nur wenig Verspätung konnten beide Bären in die Bärenambulanz verladen werden


Mittwoch, 18. Mai 2022:

Die Bären erholten sich über Nacht von der Narkose und am nächsten Morgen um 6:00 Uhr waren sie aktiv und legten ein ruhiges Verhalten in ihren Boxen an den Tag. Es gab ein leichtes Apfel-Frühstück sowie Wasser und dann hiess es für die Bären Abschied nehmen von ihrem alten Zuhause. Los ging die Bärenreise. Uns stehen viele Stunden Fahrzeit und 2'100 km bevor. Wir werden 3 Ländergrenzen (Griechenland/Italien/Schweiz) passieren. Geplante Ankunft im Arosa Bärenland ist am Freitag Nachmittag.

Um ca. 10.00 Uhr erreichten wir die mazedonisch-griechische Grenze, die mit längerer Wartezeit verbunden war. Diese nutzten wir, um nach den Bären zu schauen und ihnen wasserhaltiges Obst und Gemüse, wie Gurke, Äpfel und Erdbeeren, zu füttern. Der Wassertrog wurde wieder aufgefüllt und Jamila schleckte sogar direkt aus der Flasche.

 

Angie füttert die Bären unterwegs

Die Bären werden unterwegs mit wasserhaltigem Obst gefüttert

Mit zufriedenen Bären und einer noch zufriedeneren Crew geht es nun weiter durch Griechenland bis zur Fähre, die uns heute Nacht nach Bari in Italien bringen soll.

Nach langer Fahrtzeit mit nur ein paar Stopps erreichen wir gegen Abend den Fährhafen in Igoumenitsa. Als alle Formalitäten geklärt waren und das Check-in problemlos verlief, hatten wir noch ein wenig Zeit, um uns bei einem leckeren griechischen Abendessen mit Sonnenuntergang zu stärken.

Auch das Boarding lief später gegen Mitternacht ohne Probleme. Die Bärenambulanz hatte die Poleposition, um auf die Fähre zu fahren und war danach leicht von den Passagierkabinen aus zu erreichen.

Wir boten den Bären noch ein leichtes z‘Nacht und vielen erschöpft, aber glücklich, in unsere Kojen.

Die Fähre nach Italien

Die Bärenambulanz ist zwischen grossen Lastwagen auf der Fähre unterwegs nach Italien.


Donnerstag 19. Mai 2022:

Am nächsten Morgen gegen 8:00 Uhr begrüsste uns die Sonne Italiens in Bari. Hier dauerte es ein wenig bis die Bärenambulanz und unser Crewbus vom Schiff fahren konnten. Sam und Jamila hatten die Nacht ohne Seekrankheit gut überstanden. Dann ging es sofort der Küste entlang der italienischen Adria. Wir machten nur einige kurze Stopps, um die leichte Verspätung wieder einzuholen, was nicht ganz gelang. Daher erreichten wir den Zoo in Bergamo erst gegen 23:00 Uhr. Die Bärenambulanz wurde dort auf einem videoüberwachten Parkplatz über Nacht abgestellt. Nach einem letzten Check, ob es Sam und Jamila gut geh, konnten wir die beiden ruhigen Gewissens ihre Nacht in Bergamo verbringen lassen. Wir fuhren ins Hotel in der Nähe und erwischten in letzter Sekunde kurz vor Mitternacht noch ein z‘Nacht für die Crew - leider keine original italienische Pizza, aber Asianudeln stillten unseren Bärenhunger nach diesem heutigen Tag genauso.

Die Bärenambulanz auf dem Weg in Italien

Kilometer für Kilometer kommt die Bärenambulanz dem Arosa Bärenland näher


Freitag 20. Mai 2022:

Viel Schlaf blieb uns nicht. Um 7:00 Uhr verliessen wir nach Kaffee und Croissant schon wieder Bergamo und machten uns auf Richtung Chiasso, wo ein nächster Grenzübertritt auf uns und die Bären wartete. Auch hier verlief alles gut, aber es war wieder mit erhöhter Wartezeit - wie auch schon an den anderen Grenzen - verbunden. Der Veterinär begutachtete die Bären und gab uns sein „Go“. Nun hiess es für Jamila und Sam: „Herzlich Willkommen in der Schweiz“ und wir konnten, nachdem alle Formalitäten erledigt waren, erleichtert unsere Reise Richtung Arosa fortsetzen.

Am Grenzübergang mit der Bärenambulanz

Die Grenzübergänge mit zwei Bären im Kofferraum sind jeweils eine grosse Herausforderung

An einer Raststätte hielten wir noch kurz für ein kleines Briefing, um die VIER PFOTEN-Crew zu informieren, wie der Ablauf bei der Ankunft im Arosa Bärenland geplant ist. Kurz darauf erreichten wir Chur und los ging die „Bergfahrt“ mit 365 Kurven und Ziel Arosa. Die Spannung stieg von Höhenmeter zu Höhenmeter. Wird beim Einzug von Jamila und Sam gleich alles nach Plan verlaufen? In Arosa wurden wir von Einheimischen und Gästen auf dem gesamten Weg bis ins Arosa Bärenland mit freudigen Gesichtern und winkenden Händen begrüsst.

Und endlich war es so weit: Die lange Reise neigte sich dem Ende und die Bärenambulanz mit Jamila und Sam im Gepäck erreichte den Eingang des Arosa Bärenlandes. Wir wurden von zahlreichen Bärenfans und natürlich meinem Team vom Arosa Bärenland empfangen, die schon seit einigen Stunden gespannt auf das Geschwisterpaar warteten.

Die Bärenambulanz trifft im Arosa Bärenland ein

Die letzten Kurven auf dem Weg ins Arosa Bärenland sind geprägt von grosser Vorfreude

Erste Erleichterung machte sich bei unserer Crew breit. Als wir kurze Zeit später Sam und Jamila sicher in die Innenanlage entlassen konnten, viel allen ein riesengroßer Stein vom Herzen.

Überglücklich lagen wir uns in den Armen und stiessen am Abend auf eine gelungene, einzigartige und wirklich eindrückliche Bärenreise an.

Danke an das gesamte bärenstarke Team und alle Beteiligten!

Hier geht es zum Bericht über die Ankunft von Sam und Jamila

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