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Vom Unterhaltungsbär zurück zum Wildtier - die Verhaltensentwicklung unserer Bären

Es stellt vor: Irene, Tierpflegerin Arosa Bärenland

11.1.2020

Wie Ihr vielleicht schon wisst, unterscheidet sich das Arosa Bärenland in einem Punkt ganz entscheidend von anderen Zoos und Tierparks: unsere Bären kommen alle aus mehr oder weniger schlimmen Haltungen zu uns. Einige Bespiele sind Zirkus- und Tanzbären und Restaurantbären, die Gäste anziehen sollen und mit Bier «gefüttert» werden können. Dabei kennt die Kreativität mancher Menschen, wofür man diese Tiere denn alles (aus-)nützen kann, keine Grenzen. Dieser Bericht sollte jedoch die positive Entwicklung der Bären hervorheben und darüber erzählen, wie sie langsam wieder zu ihrem natürlichen Verhalten zurückfinden und einfach Bär sein können.

Ihr seid sicher auch der Meinung, dass Fahrradfahren, Tanzen oder mit der Straßenbahn in die Innenstadt zu reisen für Bären ungefähr so natürlich ist wie für eine Plastikflasche im Meer zu schwimmen. Diese Bären wurden von klein auf von ihrer Natur entfremdet und dem Menschen angepasst. Ihnen wurden Schmerzen zugefügt, damit der Besitzer sie führen kann und der Bär «gehorcht». Zu fressen gab es nur, was rumlag und für Menschen nicht mehr essbar. Es ist nun unsere Aufgabe, diesen traumatisierten Tieren die Natur wieder zu zeigen. Ihr müsst euch vorstellen, dass die Bären bei ihrer Ankunft in Arosa eigentlich nichts über ihr natürliches Verhalten und die Natur wissen - so komisch das klingt. Sie suchen ihr Futter nicht mit der Nase, sondern mit den Augen, obwohl Bären viel besser riechen als sehen! Gras, Steine und Wiesen kennen sie meist gar nicht, und das komische Zeug unter ihren Tatzen erscheint unheimlich, wenn sie das erste Mal ins Außengehege gelassen werden. Mit solchen Beispielen könnte ich die ganze Seite füllen. Dies wäre für euch etwa so, als würdet ihr erst mit 30 Jahren entdecken, dass Äpfel anders schmecken als Bananen. Das Spannende an der Sache ist, dass die Bären fähig sind, ihr natürliches Verhalten wieder zu lernen. Vieles steckt noch in ihnen und kehrt automatisch zurück, wenn man sie auch lässt. Das beste Beispiel dafür ist, dass unser erster Bär Napa gleich im ersten Winter eine Winterruhe angetreten hat, obwohl er das vorher nie durfte. Auch anderes lernen sie bei uns, ohne dass sie die «Schulbank drücken» müssen. So musste Napa erst einige Tatzenhiebe von Amelia einstecken, weil er ihre Zeichen nicht kannte, die «Komm mir nicht zu nahe» ausdrücken sollten. Nach einigen Missverständnissen lernte er, ihre Körpersprache zu verstehen und hielt Abstand. Auch halten die Bären jetzt die Nase in den Wind, um dann zielstrebig einen Baum anzustreben und daran zu rütteln, um die versteckten Trauben herunterzuholen oder den Honig abzulecken. Es gäbe viele solcher Beispiele, aber entscheidend ist für mich am Ende, dass die Bären wieder Bären sein dürfen, indem sie machen können, wonach es ihnen auch immer ist. Zu sehen, dass sie tatsächlich ihren natürlichen Instinkt wiederfinden und ihm auch folgen, ist bärenstark. Diese Beobachtungen treiben mich an, ihnen weiterhin mit Geduld und viel Zeit die Voraussetzungen zu schaffen, wieder Bär zu sein.

Irene

Tierpflegerin

«Solange wir Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.»

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