Jambolina’s erste Winterruhe
Am 27. Dezember 2020 um 21.42 Uhr betrat die 11-jährige Jambolina erstmals eine Höhle im Stall, polsterte dies mit Langstroh aus und ruht seither darin. Wir können davon ausgehen, dass sie demnächst ihre erste Winterruhe in ihrem Leben antreten wird. Nach anfänglich ausgeprägten Verhaltensstörungen kam sie plötzlich zur Ruhe. Wie sich dieser Entscheid von Jambolina auf ihre Verhaltensentwicklung auswirkte, ist krass.
Nachdem Jambolina die Transportkiste am 11. Dezember verliess, betrat sie eine ihr völlig unvertraute Innenanlage des Arosa Bärenlandes. Sie erkundete über mehrere Stunden vorsichtig die ganze Anlage und zeigte erste Verhaltensstörungen. Sie begann, in einer Ecke im Kreis rumzulaufen. Ab dem zweiten Tag lief sie 7-10 Stunden täglich in einem kleinen Kreis, immer an der gleichen Stelle und in die gleiche Richtung. Das ist auch im untenstehenden Bild und im Säulendiagramm (rote SäuleIe) ersichtlich. Der Kreis war etwas grösser als ihr ehemaliger Käfig von 4m2. Diese Verhaltensstörung zeigt, dass die in der Vergangenheit über Jahre dauernde Käfighaltung bei Jambolina schwere psychische Spuren hinterlassen hat.
Jambolina zeigt auffällige Verhaltensstörungen, in dem sie stundenlang im Kreis läuft.
Zwischendurch zeigte sie normales Verhalten (Säulendiagramm grüne Säule). Sie erkundete die von der Tierpflege täglich neu angebotenen Verhaltensanreicherungen, spielte im Schnee oder scharrte Langstroh zu einem Liegenest zusammen. Hunger hatte sie wenig und sie suchte nur wenig nach Futter. Dies war ein Hinweis, dass sie physiologisch bereits auf die Winterruhe eingestellt war (mehr zum Thema Winterruhe hier). Nachts ruhte Jambolina in ihrem selbst gebauten Nest im Stall 4 (Säulendiagramm blaue Säule).
Jambolina scharrt Langstroh zusammen, um ihre Höhle einzurichten.
Den geschilderten Tag-Nacht-Rhythmus zeigte Jambolina bis am Abend des 27. Dezember. An diesem Abend bezog sie 21.42 Uhr erstmals die Holzhöhle im Stall 4, scharrte Langstroh in die Höhle und sie machte es sich darin bequem (siehe Bild). Am folgenden Tag war alles anders. Sie zeigte die Verhaltensstörung „im Kreis laufen“ nur noch während 10 Minuten. Sie lief deutlich langsamer umher, stand viel in der Innenanlage herum und scharrte noch mehr Langstroh in ihre Holzhöhle. Ab dem 29. Dezember zeigte Jambolina keine Verhaltensstörung mehr.
Das Säulendiagramm zeigt die Entwicklung von Jambolinas Verhaltensstörungen.
Der Start zum natürlichen Verhalten ist Jambolina gelungen. Das Arosa Bärenland schafft artgemässe Voraussetzungen, damit die einst misshandelten Bären ihre angeborenen Bedürfnisse entdecken und ausleben sowie endlich natürliches Verhalten lernen können. Wir sind gespannt, wann Jambolina ihre erste Winterruhe definitiv antritt und wie sie ihren ersten natürlichen Frühling anpackt.
Gerne halten wir Sie auf dem Laufenden.