Interessierte vor und nach dem Besuch im Arosa Bärenland
Wir stellen vor: Irina, Tierpflegerin Arosa Bärenland
Da wir das erste Bärenschutzzentrum der Schweiz sind, müssen sich auch die Besucher erst an das neue Konzept der artgemässen Tierhaltung gewöhnen. Während den ersten beiden Sommersaisons hat mir schon manch emotionale Verabschiedung gezeigt, dass unsere Besucher meist mit einer anderen Einstellung gehen, als sie gekommen sind. Genau diese Wirkung finde ich sehr spannend und möchte es mit ein paar Beispielen veranschaulichen.
Oftmals kommen die Besucher mit folgender Erwartung: Arosa hat sich drei Bären angeschafft und kaum ist man im Bärenland, sieht man alle drei wie auf dem Silbertablett serviert. Doch da wir das Konzept „Natur pur“ verfolgen und ein 300-Kilo-Bär nicht gut auf ein Tablett passt, werden diese Erwartungen meist nach wenigen Minuten enttäuscht. In diesem Moment kommen die Mitarbeiter des Bärenlands ins Spiel. Wir gehen auf der Plattform umher und halten gezielt Ausschau nach suchenden Blicken, die wir mit Auskunft klären können. Häufig kommen die Leute aber auch schüchtern mit der Frage „Wo ist denn der dritte Bär...?“ auf uns zu. Wenn wir dann erklären, aus was für schlimmen Haltungen die Bären gerettet wurden und auch, dass wir ihnen hier nun ein schönes Leben mit Rückzugsmöglichkeiten geben möchten, ist das Verständnis schnell sehr groß. Schon manch ein Besucher hat während den emotionalen Geschichten ein Tränchen verdrückt und freute sich schon auf den nächsten Besuch, bei dem er die Entwicklung der Bären beobachten kann und mit ein bisschen Glück und Geduld auch einen weiteren Bären zu Gesicht bekommt.
Während der Ferienzeit kamen einmal zwei Kinder auf mich zu, die schüchtern eine Frage nach der anderen stellten. Sie hörten gespannt zu und gingen nur ungern mit den Eltern weiter zum nächsten Programmpunkt. Am nächsten Tag kamen sie mit leuchtenden Augen wieder. Und so ging das die ganze Woche: Jeden Tag aufs Neue überzeugten sie ihre Eltern, dass es ihnen wichtig ist, nochmals ins Bärenland zu gehen. Sie schauten sich die Ausstellung jeden Tag noch genauer an und stellten immer selbstbewusster Fragen, spannendere als manch Erwachsener sie stellt.
Apropos Erwachsenen-Fragen: Eine der am häufigsten gestellten Fragen lautet: „Machen die Bären hier einen Winterschlaf?“ Ich erkläre sehr häufig, dass Braunbären eine WinterRUHE (keinen Winterschlaf) machen und dass sie, aufgrund der schlechten Haltung in der Vergangenheit, diese in der Regel zum ersten Mal in ihrem Leben bei uns halten. Wenn ich in die erstaunten Gesichter blicke und allgemein merke, wie sehr die Besucher die Informationen aus erster Hand schätzen, beantworte ich auch gerne immer wieder dieselben Fragen. Ich erfreue mich jedoch auch an der Winterruhe der Bären. Während dieser Zeit können sich meine Stimmbänder erholen und ich kann wieder Energie für die nächste Sommersaison tanken.
Durch die Aufklärungsarbeit merke ich bereits jetzt, dass das Verständnis für Tierschutz immer stärker wächst und vor allem Führungen mit Schulklassen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das ganze Bärenland Team bleibt auf jeden Fall dran. :)