Eine Patin berichtet
Was bedeutet es, Patin eines Bären zu sein? Martina Bastl schildert ihre Emotionen und das Verhältnis zu den Bären in einem spannenden Gespräch.
Was fasziniert dich am Arosa Bärenland?
Was für eine tolle Sache! Beim Arosa Bärenland handelt es sich in meinen Augen um eine sehr aussergewöhnliche Idee. Deshalb hat es für mich und viele weitere Menschen eine ganz spezielle Anziehungskraft. Ein wichtiger Bestandteil dieses Projektes ist das Herzblut mit welchem die von Pascal Jenny ursprünglich initiierte Idee umgesetzt (und immer noch weiterentwickelt wird) wurde. Es ist eindrücklich, wie die Bergwelt, die Bärenwelt, der Tourismus und der Tierschutz hier verschmelzen. So bietet das Arosa Bärenland Bären aus schlechter Haltung ein artgerechtes Zuhause und ist zugleich ein Ausflugsziel für Wanderer, Familien und Tierfreunde. Ein grosser Mehrwert für Arosa!
Martina Bastl im Arosa Bärenland
Was ist dein Bezug zu Tieren und insbesondere zu Bären?
Ich bin generell eine sehr tierliebende Person, früher als Kind mit Pferden, heute mit unserer Katze Piccolino. Wir wohnen am Waldrand und haben häufig «Besuch» von Rehen und Füchsen. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, hatten die meisten von uns einen Teddybären und natürlich kennen wir alle noch Balou, der Bär aus dem Dschungelbuch. Bären rufen in uns Menschen einfach den Jö-Effekt und vor allem extrem viel Sympathie hervor. Diese tapsigen und zotteligen Tiere mit ihren schönen braunen Augen muss man einfach lieben, und vor allem auch schützen!
Katze Piccolino spielt ab und zu auch gerne mit dem Arosa Bärenland Plüschtier
Als Bärenpatin warst du bei vielen Meilensteinen von Sam und Jamila direkt vor Ort, erzähl mal!
Wir durften einen grossen Teil der Vorbereitung im Arosa Bärenland miterleben und haben Sam und Jamila im Frühling im Zoo Skopje auch besucht. Es war nicht einfach zu sehen, wie sich die beiden Pelznasen in dem monotonen Betongraben langweilen müssen. Am liebsten hätten wir Sam und Jamila direkt in die Aroser Bergwelt mitgenommen. Im Anschluss an die Reise nach Nordmazedonien war natürlich die Ankunft in Arosa am 20. Mai 2022 ein grosses Highlight! Wir waren unglaublich dankbar, diesen emotionalen Moment vor Ort miterleben zu dürfen! Vor allem auch die ersten Schritte, welche Jamila auf dem frischen, grünen Gras in Arosa machte waren ganz speziell mitzuerleben. Im August durften wir auch bei der Vergesellschaftung alles von der Plattform aus beobachten – ein weiterer Gänsehautmoment für meinen Mann und mich. Es ist schön mit gleichgesinnten Menschen, dem ganzen Team des Arosa Bärenlandes sowie auch VIER PFOTEN an einer gemeinsamen Sache zu arbeiten und sich für das Wohl der Tiere einzusetzen.
Jamila im tristen Betongraben im Zoo Skopje
Du unterstützt das Arosa Bärenland und vor allem die Bären als Patin, was bringt das auch für eine Verantwortung mit sich?
Die Verantwortung als Patin beschränkt sich nicht nur auf die finanzielle Unterstützung, sondern geht auch weiter über das Vermitteln von Wissen. Nicht alle sind privilegiert aufgewachsen und konnten ein so gutes Schulsystem wie wir in der Schweiz geniessen. Gerne möchte ich aufklären und andere Menschen für das Tierwohl sensibilisieren. Es erstaunt mich immer wieder, wie gross der Aufholbedarf in diesem Bereich ist.
Kannst du deine Funktion als Patin weiterempfehlen?
Unbedingt! Bei uns im Familien- und Freundeskreis konnten wir schon viele Bärenfreunde «rekrutieren», indem wir viel über die Tiere, das Projekt und unsere Emotionen sprechen. Die Unterstützung für die Bären wurde für meinen Mann und mich zu einer Herzensangelegenheit. Wir sind dankbar dafür, was das ganze Team des Arosa Bärenlandes vor Ort tagtäglich leistet. Der Dank geht auch an VIER PFOTEN, welche sich unermüdlich für das Tierrecht einsetzt.
Natur pur! Emotionale Momente mit Bärin Jamila im Arosa Bärenland
Du hast vorher die Emotionen erwähnt, die damit verbunden sind. Wie gehst du damit um?
Klar ist es nicht immer einfach zu akzeptieren, dass die Bären in Arosa ihr eigenes Leben finden und erkunden sollen. Aber genau das ist uns auch so wichtig! Die Bären stehen als Tier klar im Vordergrund, und nicht wir als Paten. Wir müssen uns zurücknehmen und können nur gute Voraussetzungen ermöglichen, damit die Bären die Chance erhalten sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Nur so können sie ihr neues, artgerechtes zuhause erkunden und artgemäss erleben. Wir müssen den Bären auch die Zeit geben ihre Ängste und Verhaltensstörungen abzulegen. Auch wenn wir das Fell von Jamila gerne streicheln würden, kommt so etwas nicht in Frage. Wir beobachten sie aus der Ferne, denn Bären sind keine Haustiere und sollten auch nicht als solche gesehen werden.